26 Apr 2016

SWtoR: Emergency Room (3)

Seit ein paar Stunden hat die Ärztin schon so ein komisches Gefühl. Eine Vorahnung, substanzlos, visionslos. Nicht angenehm, aber auch nicht schmerzhaft. Sie lenkt sich mit Tee und einem leise geführten Gespräch neben dem schlafenden Patienten in der MedBay ab. Ein gutes Gespräch, wie sie findet. Von der Art, die ihre Achtung vor dem Gesprächspartner wachsen lässt, zumindest ihrerseits. Der Padawan auf der Suche nach einem Freund. Er will eine Lücke schließen, möglicherweise in seinem Herzen. Mhia kennt seine Geschichte noch nicht vollständig, vermutet hinter seinem Verhalten aber jede Menge Verlust und Enttäuschung, von dem einen mehr als vom anderen. Vielleicht kann sie ein bisschen Hilfestellung geben, überlegt sie. Er hat es verdient, so wie er schützend seine jugendlichen Hände über Kalles Fehler halten will. Ein blauer Fleck mag für ihn nichts besonderes sein und sie ist sich absolut sicher, dass Zhay die Situation für sie heruntergespielt hat. Aber ein “blauer Fleck” ist auch immer eine Verletzung. Kalles Hände haben genug Druck auf Zhays Arme ausgeübt, um Blutgefäße im Gewebe zu beschädigen. Das bedeutet, sie haben Gewalt ausgeübt. Das ist Körperverletzung. Strenggenommen war es Misshandlung eines Minderjährigen.

4 Apr 2016

SWtoR: Emergency Room (2)

Der Verstand vermittelt ihr, dass sie nicht in ihrer Wohnung (oder im Bereitschaftsraum auf der Liege) ist, sondern in einem Raumschiff, noch bevor sie die Augen wieder öffnet. Es ist ein Wachwerden von der Art, bei der man sich sicher ist, dass man auf gar keinen Fall die Augen aufmachen möchte. So wie vor zwei Wochen. Nach dem Notruf, Nach dem Metallpfeiler im Leib einer Freundin, nach ihrem von ihr persönlich festgestellten Todeszeitpunkt. Aber auch damals hat sie die Augen aufgemacht.
Der Unterschied zu heute ist: Sie kennt hier niemanden. Nur Kalle wüsste, dass es nicht normal für ihre Verhältnisse ist, sich in traumatischen Situationen auch normal zu benehmen. Also: Angst, Panik, Schock, Nervosität, Verlustängste, Existenzängste. So wie die verstörten Geiseln sich vermutlich gerade fühlen. Die Ärztin atmet tief durch und erforscht ihr Inneres mit Zeit und Ruhe. Da wohnt eine geniale aber vorlaute Psychiaterin in ihrem Verstand, und die gibt ihr grünes Licht. Sie behauptet, der Zustand sei nicht optimal, aber auch nicht besorgniserregend. Therapieren wir selbst, meint sie, oder wir tanzen es raus. Je nachdem, was zuerst nötig ist und möglich sein wird.

1 Apr 2016

SWtoR: Emergency Room (1)

... vor zwei Tagen ...

Alle treten vom Tisch zurück. Selbst der Droide, der bis eben noch die Anästhesie berechnet und überwacht hat. Niemand sagt etwas. Der Sanitäter, der seinen Kameraden hereingetragen und mit erstaunlicher Selbstbeherrschung mitgeholfen hat, den Brustkorb zu öffnen, starrt schweigend auf die Null-Linie. Seine Arme hängen kraftlos herab, bis zu den Ellbogen mit Blut besudelt, die frische Uniform komplett ruiniert.
Stille.

“Zeitpunkt des Todes: Siebzehnuhrdreiundfünfzig”, durchbricht die erstaunlich dunkel klingende Stimme der Ärztin die unwirkliche Atmosphäre, die mit dem Dauerpiepton der Nulllinie kreiert wurde. Der Droide schaltet das Display aus und damit auch diesen nervigen Ton. Neben ihm fängt der Assistenzarzt damit an, die Instrumente aus dem Körper des Toten zu holen, die nicht mehr benötigt werden. Leise tauscht er sich mit der Ärztin kurz über die weitere Vorgehensweise aus, bis diese endlich aufsieht und hörbar durchatmet.