23 Apr 2009

Es geht ihm gut

Teresa geht langsam den Weg vom Brunnen zurück zum südlichen Tor Brees. Ein Lächeln erhellt das schmutzige Gesicht, doch in ihrem Innern tobt ein Krieg.

Vollidiot.
Vollidiot.
Vollidiot.
NATÜRLICH würde er mir nicht sagen, ob es ihm nicht gut geht. Wie kann ich mir auch nur erdreisten, so eine dämliche Frage zu stellen. Ich bin ein Idiot. Hirnlos, dämlich….
Aber er sollte wissen, das er könnte, wenn er wollte!


Die Schurkin bleibt abrupt stehen, als sei ihr endlich etwas so offensichtliches aufgegangen, sie dreht sich in die Richtung um, in der sie Nimrothir verschwinden sah und zögert.

Nein, das ist doch lächerlich. Erbärmlich.
Was will ich denn tun? Ihm hinterherlaufen und ihm versichern, dass

er mir vertrauen kann?
Soll ich ihn schütteln und ihm klar machen, dass ich einfach alles wissen will?
Heilige Scheiße, um ein Haar hätte ich es getan! Wie gern hätte ich ihn gepackt und….


Wütend unterbricht Teresa ihren eigenen Gedanken, ihn weit von sich schiebend und dabei wieder den Weg zum Südtor aufnehmend, eiligeren Schrittes als zuvor. Als sie sich sicher sein kann, dass der Gedanke nicht mehr zuende gedacht werden muss, gestattet sie sich noch einen Blick über die Schulter. Als könne sie ihn durch die vielen Gebäude Brees sehen, lächelt sie wieder, erleichtert.

Ich bin froh, dass es ihm gut geht. Irgendwas liegt bei ihm im Argen, aber was es ist, soll ich nicht wissen. Das stimmt mich traurig, ich bin beleidigt. Warum?
Weil ich keine Ahnung von Freundschaft habe, wie der lange sagte. Ich bin zu dumm, um einzusehen, dass wir keine Freunde sind. Ich bilde mir noch immer ein, ihm beistehen zu wollen, weil … Ja weil?
Verhurte Mistkacke, ich kenne die Antwort. Ich brauche ein Bier!
Oder einen Mann! Am besten Beides, gute Idee.
Wo ist bloß Arnandir, wenn ich ihn brauche?
Keine Ahnung, wie er das macht, aber er sorgt immer dafür, dass es mir gut geht, wenn Nimrothir dafür sorgte, das es mir schlecht geht. Vielleicht sorge ich auch selbst dafür und er ist nur zufällig gerade anwesend.
Wie dem auch sei.
Ich bin froh, ich bin beinahe glücklich. Es tat gut ihn wohlauf zu sehen, vor allem nach der Sache mit dem Langen und Cecily. Natürlich hab’ ich’s ihm erzählt, warum auch nicht?
Er schickt mich nicht mehr aus der Stadt, das ist doch schon mal was!


„Hau bloß ab mit deinen verflohten Drecksgäulen!“
Die Schurkin schnauzt den Stallmeister am Südtor ungeniert an und setzt ihren Weg zu Fuß fort. Seine Reaktion verhallt in der Flut ihrer Gedanken wie ein fernes Echo.

Der Arme.
Wenn er bloß wüsste, wie ich ihn reingeritten habe… Ich hatte es völlig vergessen.
Der Lange weiß es, er weiß, dass ich ihn geküsst habe. Drakomir hat mich so wütend gemacht mit seinem dämlichen Geplapper über seine „Familie“ und meiner Unfähigkeit zu Irgendwas, dass ich es ihm an den Kopf schleuderte wie einen schweren Stein. Die Reaktion blieb aus, ist auch unwichtig. Aber er weiß es.
Wie kann ich das wieder gut machen?
Ob ich diesen Drakomir wohl mal… allein erwischen könnte, von hinten? Irgendwo habe ich noch ein Fläschchen mit dem richtigen Gift für ein solches Vorhaben, nur wo?
Wenn ich das tue, dann sollte es bald sein, denn Nimrothir will mit ihm reden. Über mich.
Warum? Weil er will, das ich Teil dieser Bande Klingenhuren werde. Weil Drakomir mir wegen seiner dämlichen Schlampe an’s Leder will. Hat schon einmal nicht geklappt, als er mit seinem Freunden mitten in Bree auf der Straße stand und mich großspurig mit dem Schwert bedrohte. Tja, da hat der Dummkopf wohl die Neugier seiner Leute unterschätzt. Hab’s mir nicht entgehen lassen der Frau mit der schrecklichen Frisur die wichtigsten Dinge zu berichten. Hab’ ihm auch gesagt, das er mal besser die Finger von mir lassen sollte.
Fand er nicht lustig.
Ich schon!

Jetzt stellt sich nur die Frage: Warum will Nimrothir das? Haben sie ihm auf den Kopf gehauen, dort, wo er sich die Verletzung am Handgelenk zuzog? Bestimmt.
Idiot, sollte besser auf sich aufpassen.
Es wird Ärger geben. Mit ihm, mit seiner… mit der, die er flachlegt. Inzestbande, allesamt. Mit Drakomir, mit dem Kuss. Mit mir! Regeln, Gehorsam, Hierarchien, das hast du dir so einfach gedacht, mein Freund.

Ich will nicht.
Will nicht, will nicht, will nicht.
Aber für ihn werde ich es tun

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